„Ärzte, die bei jüngeren Männern eine anderweitig unerklärbare linksventrikuläre Dysfunktion oder Zeichen einer koronaren Herzerkrankung feststellen, sollten eine durch anabole Steroide induzierte Kardiotoxizität als Differenzialdiagnose in Betracht ziehen“, raten die Autoren um Dr. Aaron Baggish vom Massachusetts General Hospital in Boston.

Der unerlaubte Konsum von Anabolika beschränkt sich keinesfalls auf den Leistungssport — im Gegenteil: Circa 80 % der Anwender sind Freizeitsportler. In Deutschland nehmen schätzungsweise 200.000 Menschen anabole Steroide ein. Die Studienautoren haben denn auch keine Leistungssportler untersucht, sondern 140 Männer zwischen 34 und 54 Jahren, die in ihrer Freizeit Gewichte stemmten. Zur Leistungssteigerung haben 86 Teilnehmer mindestens zwei Jahren lang anabol-androgene Steroide eingenommen, 58 von ihnen taten dies zum Untersuchungszeitraum immer noch. 54 der Gewichtheber verwendeten keine Anabolika und dienten als Kontrolle.

41 der Anabolika konsumierenden Teilnehmer (71 %) wiesen bereits eine eingeschränkte Pumpfunktion des linken Ventrikels auf (linksventrikuläre Ejektionsfraktion [EF] < 52 %); in der Kontrollgruppe waren dagegen nur zwei Personen betroffen. Die Ejektionsfraktion der Gewichtheber, welche die Anabolikaeinnahme beendet hatten, war normal. Die diastolische Funktion dagegen blieb auch nach dem Stopp des Anabolika-Konsums weiterhin reduziert (frühe linksventrikuläre Relaxationsgeschwindigkeit 10,1 versus 11,1 cm/s bei den Kontrollpersonen). Die Steroideinnahme verursachte bei den Betroffenen wahrscheinlich irreversible Schäden verursacht, folgern die Forscher aus diesem Befund.
Nicht überraschend, hat die anabole Wirkung der Testosteron-Präparate bei den Konsumenten auch zu einer Vergrößerung der linken Herzkammer geführtZudem scheinen Anabolika auch die Entstehung einer Atherosklerose und einer koronaren Herzerkrankung zu beschleunigen. So fanden sich bei den Anabolika-Konsumenten in der CT-Angiografie häufiger Koronarplaques; die lebenslang eingenommene Anabolika-Dosis korrelierte dabei stark mit dem Ausmaß der Atherosklerose.